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Mind Body Symptome - Wechselwirkung zwischen Körper, Gehirn und Nervensystem

Autorenbild: Tessa HartmannTessa Hartmann

Aktualisiert: 27. Jan.


Unser Gehirn steht mit unserem Körper über das Nervensystem in einem ständigen wechselseitigen Austausch, weshalb eine Abgrenzung zwischen Körper und Psyche bei der Behandlung unterschiedlichster Beschwerden kein ganzheitliches Bild bietet. Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass chronische Symptome durch erlernte neuronale Verbindungen im Gehirn ausgelöst werden können. Durch unterschiedliche Methoden kann diese Reaktion des Gehirns jedoch neu erlernt werden, sodass die Symptome vermindert werden oder nicht mehr auftreten.


Mind Body Symptome beziehen sich auf eine Vielzahl körperlicher Beschwerden, die ihre Ursache im Gehirn bzw. im Nervensystem haben.


Unterdrückte Emotionen, wie zum Beispiel Wut oder Angst, können ebenfalls ein Trigger für chronische Beschwerden sein. Wobei auch die Angst vor den Symptomen selber einen großen Einfluss auf die Intensität und Dauer hat.

Dr. John E. Sarno (ein Pionier der Entwicklung des Mind Body Ansatzes) nannte dieses Phänomen „Tension Myositis Syndrome“ (TMS).


Verbindung zwischen Körper und Gehirn



Das Gehirn, der Körper und das Nervensystem sind eng miteinander verbunden und arbeiten zusammen, um sämtliche Körperfunktionen zu steuern. Das Gehirn ist das Steuerzentrum des Körpers und verarbeitet Informationen, die über das Nervensystem ankommen. Es steuert Gedanken, Emotionen, Bewegungen und die meisten lebenswichtigen Funktionen wie Atmung und Herzschlag.


Chronische Beschwerden entstehen, wenn das Nervensystem nach einem oder mehreren Stressfaktoren (wie zum Beispiel Verletzungen, Krankheit, psychische/emotionale Belastungen) länger als gewöhnlich in einem alarmierten Zustand bleibt. Die neuronalen Verbindungen, die normalerweise die Symptome regulieren, bleiben in diesem veränderten Zustand oder reagieren überaktiv auf unterschiedliche Trigger wie zum Beispiel spezifische Bewegungen oder körperliche Aktivität im Allgemeinen, psychische Belastungen oder unterdrückte Emotionen.


Ursachen


Mind Body Symptome werden oft mit inneren Konflikten, unterdrückten Emotionen oder Stress in Verbindung gebracht. Eine Krankheit, Impfung, Schwangerschaft oder eine stressige Lebensphase kann dann einen Anlass zur Entstehung dieser bieten. Doch auch eine Lebensphase, in denen der Körper und die Psyche Zeit zur Entspannung haben, kann vieles hervorbringen. Das ist mitunter eine der Ursache weshalb viele von uns im Urlaub zu Krankheiten neigen, wenn der Stresspegel sinkt.


Bleibt das Nervensystem im Alarmzustand und schafft keine ausgewogene Balance zwischen dem Sympathikus (Kampf- und Fluchtmodus) und dem Parasympathikus (Ruhe- und Erholungsmodus) erzeugt das Gehirn körperliche Symptome als eine Art "Schutzmechanismus" und lernt gewisse Aktivitäten oder Emotionen als potentielle Gefahr einzuordnen. Unterdrückte Emotionen, welche im Zusammenhang mit Trauma, Stress oder anerlernten Glaubenssätzen stehen, können das Gehirn ebenso in Alarmbereitschaft versetzen. Diese Emotionen werden nicht bewusst wahrgenommen, sondern im Unterbewusstsein gehalten, weshalb es Anfangs schwierig sein kann, sich darauf einzulassen. Dabei finden der Schmerz oder die Symptome "nicht nur im Kopf statt" sondern wirken sich auf den ganzen Körper aus und sind mitunter sehr intensiv und können bis zur Bettlägerigkeit führen.


Häufige Symptome

So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich können auch die Symptome ausfallen. Hier sind einige häufige Symptome aufgelistet:


  1. Physische Symptome:


    • Erhöhter Herzschlag

    • Schnelle bzw. flache Atmung

    • Muskelanspannung

    • Schwitzen/Frieren

    • Verdauungsprobleme

    • Chronische Schmerzen, häufig schwankender Intensität

    • Extreme Erschöpfung

    • Insomnia


  2. Psychische Symptome:


    • Ein erhöhtes Maß an Sorgen oder Panik über potenzielle Bedrohungen.

    • Erhöhte Sensibilität gegenüber Stressfaktoren oder Frustrationen.

    • Sich leicht von Aufgaben oder Situationen überwältigt fühlen.


  3. Verhaltenssymptome:


    • Vermeidung: Vermeidung von Situationen oder Orten, die Gefühle der Gefahr auslösen.

    • Hypervigilanz: Übermäßige Wachsamkeit gegenüber potenziellen Bedrohungen in der Umgebung.


  4. Kognitive Symptome:


    • Rasende Gedanken/Konzentrationsprobleme bzw. "Brain Fog"

    • Negative Gedanken: Katastrophale Gedanken über mögliche Ergebnisse


Mind Body Symptome können die Ursache für eine Vielzahl von Beschwerden sein, wie z.B auch ME/CFS, Long Covid, Fibromyalgie, Migräne, Depression.


Behandlung



  1. Bildung über Mind Body Symptome: Betroffene müssen darüber aufgeklärt werden, wie chronische Symptome im Gegensatz zu akuten Symptomen im Gehirn entstehen. Alleine das Verständnis von Mind Body Symptomen und die Verbindung zwischen unterdrückten Emotionen und körperlichen Symptomen kann für viele Betroffene Linderung bringen.


  2. Akzeptanz: Entscheidend ist es beim Auftreten der Symptome ruhig zu bleiben und nicht in den "Panikmodus" zu fallen. Akzeptieren heisst nicht resignieren. Jedoch interpretiert das Nervensystem die Angstreaktion wiederum als "Gefahr" und das kann zu einer Negativ-Spriale führen in welcher sich die Symptome intensivieren. Wird die Angstreaktion über die Zeit verringert kann das Gehirn lernen die Art und Weise zu ändern, wie es Schmerzsignale interpretiert.


  3. Emotionen erkennen und fühlen: Leider haben viele von uns nicht gelernt Emotionen auszuhalten und zu fühlen, was zu einem großen inneren Widerstand und zahlreichen Ablenkungsmechanismen führt. Emotionen möchten gefühlt und akzeptiert werden. Versuche dir selber viel Wertschätzung entgegenzubringen. Dieser Punkt braucht viel Einfühlungsvermögen. Emotionen "schnell" zu fühlen um so schnell wie möglich wieder symptomfrei zu sein, signalisiert dem Nervensystem wiederum Stress. Geduld ist der schnellste Weg.


  4. Achtsamkeitsübungen: Diese Techniken fördern das Bewusstsein für den eigenen Körper und tragen zur Entspannung bei. Dabei geht es vorallem darum "vom Denken ins Fühlen" zu kommen. Praktiken wie Atemübungen, Meditation oder Visualisierungen können helfen, Angst zu reduzieren und dem Körper die notwendige Ruhe zu geben um Emotionen hervorzubringen die gefühlt werden möchten. Die Natur hat ebenso eine enorm beruhigende Wirkung für unser Nervensystem.


  5. Körperliche Aktivität: Eine langsame Steigerung der physischen Aktivität und Teilnahme an Alltagsaktivitäten, gepaart mit dem richtigen Mindset, ist wichtig um nachhaltige Fortschritte und Heilung zu erzielen. Sanfte Bewegung, wie Yoga oder Tai Chi, kann helfen, Verspannungen zu lösen und das Körperbewusstsein zu stärken. Dies muss sorgsam geschehen um dem Nervensystem wieder beizubringen, dass bestimmte Aktivitäten, die eine Angst auslösen, wieder sicher sind.


  6. Unterstützungsnetzwerke: Gespräche mit Genesenen sowie Psychotherapeuten/innen können Sicherheit und Perspektive bei unterschiedlichen Behandlungsmethoden bieten. Im Internet finden sich zahlreiche Genesungsbeiträge von Betroffenen.


Der Heilungsweg


Selten ist es so, dass alleine das Wissen über chronische Beschwerden ausreicht um von jetzt auf gleich genesen zu sein. Häufiger ist es der Fall, dass der Heilungsweg durch viele Auf und Abs gekennzeichnet ist. In den Phasen vermehrter Symptome („Adaptionsphasen") ist es wichtig sich in Akzeptanz und Ruhe zu üben und in sich zu gehen. Man hat in diesen Phasen schnell den Eindruck, wieder bei 0 starten zu müssen. Es tauchen viele Zweifel und negative Gedanken auf. Das alles ist Teil des Prozesses. Doch oft folgt auf ein Tief ein um so längeres Hoch. Eine begleitende Therapie kann unglaublich wertvoll sein um Unterstützung und Orientierung zu bieten. Es gibt auch unterschiedliche Programme in denen man einen für sich passenden Lösungsweg finden kann. Wichtig ist es, sich nicht in Foren aufzuhalten in denen eine negative Stimmung herrscht.


Fazit


Viele Betroffene chronischer Beschwerden können Linderung finden, wenn sie die Ursachen ihres Schmerzes erkennen und verstehen, dass die körperlichen Symptome möglicherweise Signale für unterdrückte Emotionen und Stress sind. Unser Gehirn ist enorm wandelbar und somit können diese Mechanismen, die zu intensiven Symptomen führen, auch wieder verlernt werden. Leider ist das in unserer westlichen Welt und Leistungsgesellschaft noch immer ein Thema, das in der Medizin kaum Beachtung findet.


Weiterführende Literatur

Zahlreiche Quellen beschreiben die Thematik der Mind Body Symptome und können helfen die innere Überzeugung zu stärken.


  • John E. Sarno

    • Healing Back Pain: The Mind-Body Connection

    • The Mindbody Prescription: Healing the Body, Healing the Pain

    • The Divided Mind: The Epidemic of Mindbody Disorders


  • Howard Schubiner

    • Unlearn your Pain

    • Unlearn you anxiety and depression


  • Ivo H.K.

    • End Insomnia


  • Steven Ray Ozanich

    • The great pain deception


  • Dan Buglio

    • Pain Free You


  • Gabor Maté

    • When the body says no


  • Alan Gordon

    • The way out


  • Bessel van der Kolk

    • The Body keeps the Score



Haftungsausschluss: Medizinische Beratung und Gesundheitsinformationen

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